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Samstag, 5. Juli 2014

Sommersportmode in der Belle Epoque

Die Fussball Weltmeisterschaft ist im Moment überall, es gibt kein Entkommen, auch hier nicht. Nachdem nun schon die Wintersportmode in der Belle Epoque Thema war, ist es an der Zeit, uns der Sommersportmode zu widmen. Wie bereits im Beitrag zur Wintersportmode festgehalten, war zumindest für sportliche Betätigungen im Freien der weisse Jersey ungemein wichtig. Doch damit ist nur beantwortet, welches Oberteil die sportliche Dame trug. Sehr viel komplizierter wird es beim Thema Beinkleidung. Tennis und Croquet konnte frau in langen Röcken spielen  doch es gab eine Sportart, die wie keine andere zum Symbol der Frauenbewegung werden sollte und diese war mit Rock sehr gefährlich: das Fahrradfahren.

Die Pionierinnen des Drahtesels trugen anfänglich eine nach ihrer Erfinderin benannte Pluderhose, sogenannte Bloomers. Bloomers reichten zuerst bis zum Fussknöchel, im Laufe der Jahrzehnte wurden sie kürzer und reichten noch bis zum Knie. Mit dem Aufkommen des Frauensports wurden Bloomers auch für Gymnastik, Turnen etc. getragen. Zu den Bloomers gehörten Strümpfe (frau zeigte kein Bein) und eine lange Tunika.

Die Frau als Hausärztin (1901)
Mit der Zeit tauchten dann auch aus der Herrenmode entlehnte Knickerbocker auf, deren Bein weniger pluderig geschnitten war. Bloomers und Knickerbocker wurden auch auf dem Fussballfeld getragen, anfänglich oft noch zusammen mit Häubchen und Käppis. Frauenfussball hat eine lange Geschichte, die moderne Version hat ihre Wurzeln wie so viele Sportarten in Grossbritannien. Teams und Spiele sind seit dem späten 19. Jahrhundert belegt. Dass frau aber vor dem 1. Weltkrieg beim Sport Knie zeigte, war äusserst selten, diese Damen auf den Tottenham Grounds dürften ihre Zeitgenossen deshalb wohl noch einigermassen schockiert haben.

Schweizer Illustrierte Zeitung (1914)


Aber hier wurde nur die weitere Entwicklung der Sportmode vorweggenommen. Knickerbocker und Bloomers verschwanden bereits im Krieg vom Fussballfeld. In den 20er Jahren fegt ein neues Körperbewusstsein schliesslich - zumindest in mondänen Kreisen die letzten Überreste der weiblichen Ganzkörperverüllung beim Sport endgültig vom Feld, wenn auch nicht ganz so radikal wie diese Grafik andeutet.

Auferstehung der Dame, S. 121 (1927)


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